Portrait of Anette Limberger

Prof. Annette Limberger

Hochschule Aalen
Aalen, Deutschland

Als Audiologin und Akustikerin führen Sie in ganz Deutschland regelmässig Ausbildungskurse und Seminare zu verschiedenen Themen im Bereich Audiologie durch. Es freut uns sehr, dass Sie uns als angesehene Expertin einige Fragen zu Otis – der virtuelle Patient beantworten. Seit wann und woher kennen Sie dieses Audiometrie-Ausbildungsprogramm?

Herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung! Ich kenne das Programm seit ca. 1 Jahr. Mir wurde es von Frau Dipl. Ing. Siegrid Meier von der Akademie der Hörgeräteakustiker in Lübeck vorgestellt.
Sie haben bereits umfassend mit dem Programm gearbeitet. Wie realitätsnah ist Ihrer Ansicht nach das Audiometrieren an virtuellen Patienten? Wie gut lassen sich die am virtuellen Audiometer erworbenen Kenntnisse in der Praxis umsetzen?
Da immer mehr Audiometer PC-gesteuert sind, ist auch das Audiometrieren mit diesem Programm sehr nah an der Realität. Die Vorgehensweise lässt sich bei vielen Audiometern sehr gut auf die Praxis übertragen. Wichtiger erscheint mir jedoch, dass mit Hilfe von Otis – der virtuelle Patient theoretisches Wissen trainiert werden kann und so gefestigt wird.
Auch in Ihren Kursen setzen Sie mittlerweile Otis – der virtuelle Patient ein. Wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Das Programm kommt sehr gut an, den Teilnehmern macht es viel Spass, damit zu arbeiten. Der grosse Vorteil ist ausserdem, dass man nicht mehr so viele Audiometer braucht, um mit den Teilnehmern praktische Übungen durchzuführen.
Nicht immer bringt der Einsatz von E-Learning echte Vorteile gegenüber herkömmlichen Lernmethoden. Wie beurteilen Sie den Einsatz von E-Learning in der Audiometrie im Bezug auf Otis?
In diesem Fall überwiegen für mich die Vorteile deutlich. Audiometrieren ist eine Tätigkeit, die sehr viel Übung erfordert. In der Praxis beim HNO-Arzt oder als angehender Hörgeräteakustiker ist es nicht immer möglich an den Patienten zu „üben“, da dies oft viel Zeit in Anspruch nimmt. Daher ist Otis – der virtuelle Patient für mich ein geeignetes Instrument, sich zunächst einmal mit der Materie der Audiometrie vertraut zu machen.
Welche Erwartungen stellen Sie an das Programm bzw. welche Verbesserungen wünschen Sie sich sowohl aus didaktisch-methodischer als auch aus audiologischer Sicht für die Zukunft?
Ein Programm wie dieses sollte die Wirklichkeit so gut wie möglich widerspiegeln. Ich würde mir momentan wünschen, dass das Programm rasch erweitert wird z.B. durch die Sprachaudiometrie und weitere überschwellige Testverfahren, welche in der Audiometrie noch üblich sind.
Als Akustikerin und Audiologin kennen Sie sich sowohl in der Hörgeräteakustik wie auch in der Diagnostik sehr gut aus. Wo kann man Otis – der virtuelle Patient geeignet und sinnvoll einsetzen?
Den Haupteinsatzort sehe ich zum einen in der HNO-Praxis zum Einlernen der Helferinnen, zum anderen beim Hörgeräteakustiker für die Auszubildenden. Möglicherweise könnte dieses Programm auch in der Schule der Hörgeräteakustiker in Lübeck eingesetzt werden, einerseits zum Üben (z.B. in der Freizeit), andererseits aber auch für Klausuren bzw. Examen, da das Programm auch einen Prüfungsteil vorsieht. Der Prüfer bzw. Lehrer kann dann sehr schnell nachvollziehen, wo noch Schwachpunkte liegen.
Die Anschaffungskosten für Otis – der virtuelle Patient sind im Vergleich zu einem Audiometriebuch bedeutend höher. Lohnt es sich dennoch für eine Arztpraxis oder ein Hörgeräteakustikerfachgeschäft ein solches Ausbildungspaket für die interne Aus- und Weiterbildung anzuschaffen? Falls ja, durch welchen Nutzen zahlt sich eine solche Investition aus?
Wie gesagt, die Audiometrie lebt von der Praxis. Nur mit viel Übung und „Fingerspitzengefühl“ kommt man zum richtigen Ergebnis, daher ist es für Anfänger unbedingt notwendig, viel zu trainieren. Das bietet Otis – der virtuelle Patient, das kann kein Buch ersetzen. In den HNO-Praxen, bzw. Hörgeräteakustiker-Geschäften zahlt sich eine Investition dadurch aus, dass die Auszubildenden nicht an Patienten bzw. Kunden üben müssen und dadurch den „Betrieb aufhalten“. Sie können problemlos in Zeiten üben, in denen es den betrieblichen Ablauf nicht stört. Außderdem ist das Programm immer greifbar, d.h. man muss nicht erst auf einen geeigneten Probanden warten.

Vielen Dank.

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